Arbeitsfelder
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Lehrstuhls eint das Interesse und die Leidenschaft an der permanenten Entwicklung und Weitergabe von neuem Wissen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit in Logistik, Einkauf, Produktion und Instandhaltung.
Gemeinsam mit den Forschungspartnern am Standort Dortmund wie dem Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML), den Instituten und Lehrstühlen im Bereich Produktion und Logistik der Fakultät Maschinenbau, aber auch einer Vielzahl weiterer interdisziplinärer Partner inner- und außerhalb der TU leistet der Lehrstuhl für Unternehmenslogistik seinen Beitrag zur Logistikforschung. Dabei sind die Offenheit für die Perspektiven anderer Disziplinen im Sinne der Interdisziplinarität, die konsequente Integration in die eigene Arbeit und die übergreifende Sicht auf die Logistik charakterisierend für die Arbeitsweise des LFO.
In der Forschung arbeitet das Lehrstuhlteam an innovativen Themen zur Weiterentwicklung der Methoden, Konzepte und Instrumente der Unternehmenslogistik und des Supply Chain Managements. Die komplementäre Verknüpfung von Technologie- und Managementthemen zur erfolgsorientierten Weiterentwicklung von Unternehmen in den Gestaltungsfeldern „Technologie“, „Organisation“, „IT“ und „Mensch“ steht dabei im Mittelpunkt. Hybride Geschäftsmodelle und die Plattformökonomie stellen Unternehmen vor neue Herausforderungen. Die effiziente und effektive Gestaltung, Planung und Steuerung der zunehmend digitalisierten Prozesse und Systeme, mit einer integrierten Betrachtung aller Gestaltungsfelder, stehen im Fokus der aktuellen Forschungsaktivitäten.

Die Forschungsarbeit des Lehrstuhls für Unternehmenslogistik fokussiert die Managementimplikationen der logistischen Aufgaben für die Unternehmensführung und insbesondere die oben abgebildeten Schwerpunkte.
Die Arbeitsfelder des LFO
Produktionsmanagement und Fabrikplanung
Eine immer größere Produktvielfalt und die voranschreitende Vernetzung von Anlagen und Produkten miteinander führt zu einer immer komplexer werdenden Produktionsumgebung. Diese stark ansteigende Dynamik und Intensität von Umfeldveränderungen zwingt Unternehmen immer häufiger, ihre Fabriksysteme schnell und effizient anzupassen. Die hierbei entscheidenden Wettbewerbsfaktoren sind die Anpassungs- bzw. Reaktionszeit sowie die Effizienz der Anpassungsmaßnahmen. Die Entwicklung steigender Flexibilisierungs- und Rekonfigurationspotenziale eingesetzter Arbeitmittel schafft neue Möglichkeiten der Anpassungs- und Reaktionsfähigkeit. In anpassungsintelligenten Fabriken gilt es, diese aufkommenden Potentiale bei der Gestaltung von Auftragsabwicklungsprozessen gezielt zu nutzen, um den Kundenanforderungen an kurze Durchlaufzeiten und eine hohe Termintreue trotz volatilerer Bedingungen weiterhin erfüllen zu können. Die Integration von Echtzeit-Rückmeldedaten des Shopfloors in Planungs- und Steuerungsprozesse spielt bei der Betrachtung anpassungsintelligenter Fabriken grundsätzlich eine wichtige Rolle. Simulative Modelle von Produktions- und Logistiksystemen müssen an die neuen Randbedingungen möglichst automatisiert angepasst werden und intelligente Softwarelösungen zur Unterstützung von Anpassungsprozessen bereitgestellt werden. Im Zuge des DFG-Graduiertenkollegs 2193 fokussiert der Fachbereich deshalb das Management von effizienten und teilautomatisierten Anpassungsprozessen in der Fabrikplanung und die Entwicklung von autonomen Steuerungssystemen für smarte Produktionssysteme. In Ergänzung dazu arbeitet das Leistungszentrum Logistik und IT an der Entwicklung virtueller und simulativer Modelle zur Wirtschaftlichkeits- und Reifegradbewertung von autonomen Systeme in der Logistik.
Kompetenzmanagement und innovative Lernkonzepte
Was in der Industrie 4.0 mit der Industrie passiert, wird inzwischen breit diskutiert. Weitaus weniger bekannt ist jedoch, was Autonomie und Vernetzung von Anlagen für das Management bedeuten. Der Erfolg der Industrie 4.0 hängt nicht nur von neuen Technologien ab, er hängt – stärker als bislang diskutiert – auch vom Management selbst ab. Die Technologien der Industrie 4.0 sind vorhanden. Jetzt besteht die Aufgabe des Managements darin, Unternehmen und Belegschaft zu befähigen, die neuen Technologien auch nutzbringend einzusetzen. Das machen es notwendig, das gesamte Unternehmen und seine Mitglieder im Sinne einer digitalen Transformation neu zu denken. Dies beinhaltet ein Umdenken der Unternehmensausrichtung im Sinne neuer Geschäftsmodelle und Innovationsprozesse sowie die Vernetzung entlang der Supply Chain im Kontext von Supply Chain Design und Management und ein Umdenken des Managements sowie die Stärkung und Motivation der Mitarbeiter auf dem Weg in die Industrie 4.0. Die erfolgreiche digitale Transformation erfordert es, die Mitarbeiter für Innovationen zu sensibilisieren und sie auf den Weg der organisatorischen Veränderung mitzunehmen. Neue Technologien können nur dann ihr volles Potenzial entfalten, wenn die Mitarbeiter als Prozessexperten und wesentliche Schnittstellen in die Gestaltung der digitalisierten Prozesse eingebunden werden. Unternehmen können ihre Wettbewerbsfähigkeit nur sichern, wenn sie den Herausforderungen der Digitalisierung mit der konsequenten Begleitung der Veränderungsprozesse und der systematischen Befähigung der Mitarbeiter mit innovativen und aktivierenden Ansätzen der kompetenzorientierten Weiterbildung begegnen.
Supply Chain Management und Einkauf
Unternehmen agieren heutzutage in einem globalen und dynamischen Geschäftsumfeld, das von stetigem Wandel und Unsicherheit hinsichtlich der Kundenbedürfnisse, Beschaffungsrisiken und weltweit konkurrierenden Zuliefernetzwerken sowie sich ändernden Mitarbeiterkompetenzen geprägt ist. In effizienten, globalen Wertschöpfungssystemen, die hochindividuelle Waren in möglichst kurzer Zeit am jeweiligen Bedarfsort zur Verfügung stellen, nehmen eine Vielzahl von Unsicherheiten durch Störungen potentiell zu. In solchen komplexen Systemen wird die menschliche Entscheidungsfindung schwieriger. Demzufolge beschäftigt sich der LFO technologisch sowie kompetenzorientiert, mittels KI-basierten Methoden, mit der Entwicklung von Entscheidungsunterstützungssystem im Supply Chain Management.
Die globalen Beschaffungsmärkte und die Ausweitung von Supply-Chain Netzwerken stellen immer höhere Anforderungen an die Beschaffungsprozesse. Kaum ein Produkt wird heutzutage aus Erzeugnissen nur eines Landes gefertigt. Dies zieht einen immer größeren Verwaltungs- und Koordinationsaufwand und vor allem steigende Risiken mit sich, welche durch digitale Unterstützungen von IT-Systemen handhabbar gemacht werden. Dazu gehören neben der Daten- und Informationsverwaltung der Netzwerkpartner auch mit der Optimierung von Beschaffungsvorgängen, wie bspw. die Losgrößenoptimierung. Diese aufgezeigten Herausforderungen werden vom LFO forschungsseitig im Leistungszentrum Logistik und IT adressiert. Ebenso werden sich in Zukunft auch die Aufgaben der Mitarbeiter auf vielen Aggregationsstufen der Supply Chain stark wandeln. Hier entwickelte der LFO bspw. auf Basis der veränderten Kompetenzanforderungen vor allem im Bereich des Einkaufs ein innovatives Lehrcurriculum, um studierende frühzeitig auf die Prozessveränderungen vorzubereiten. Geschäftliche Kooperationen beruhen auf Vertrauen und Verträgen. Gerade im Rahmen der dynamischen Unternehmensumwelt werden immer schnellere und effizientere Abstimmungs- und Abwicklungsprozesse, unter Wahrung der Transparenz benötigt. Dabei stellt das Kooperations- und Kollaborationsmanagement entlang der Supply Chain eine essenzielle Säule dar. In diesem Zusammenhang forscht der Lehrstuhl für Unternehmenslogistik, unter anderem im EU-Projekt BlockNet intensiv im Bereich der Distributed Ledger Technologie.
Auch das Thema Nachhaltigkeit bekommt in globalen Beschaffungsmärkten eine immer elementarere Gewichtung. Denn immer mehr Unternehmen integrieren die Nachhaltigkeit als zentralen Baustein für zukünftige Geschäftsentscheidungen in ihr Portfolio. Die Ressourceneffizienz von Produkten ist zum Verkaufsargument auf den stark kundegetriebenen Märkten geworden. Der zukünftige Engpass von Ressourcen, zwingt viele Unternehmen ihre Beschaffungsprozesse vor diesem Hintergrund zu hinterfragen. Um das Thema forschungsseitig zu behandeln hat der LFO unter der Schirmherrschaft der DFG die Projektakademie „Nachhaltigkeit in globalen Wertschöpfungsketten“ ins Leben gerufen.
Instandhaltungs- und Servicemanagement
Angesichts globalisierter Märkte und fortschreitender Dienstleistungsorientierung stehen deutsche Unternehmen vor der Herausforderung, ihre Wertschöpfungsprozesse neu auszurichten. Im Maschinen- und Anlagenbau ist hierbei seit geraumer Zeit ein Digitalisierungsschub zu verzeichnen, welcher sich nicht zuletzt in der Industrie 4.0 oder dem industriellen Internet der Dinge und Dienste widerspiegelt. Vernetzung und Integration zählen zu den Schlüsselbegriffen in den laufenden Debatten um die Digitalisierung der Produktion. Der Megatrend der Digitalisierung gründet dabei auf technischen Fortschritten in Bereichen der Sensortechnik, Rechenleistung und Speicherkapazität sowie neuartigen digitalen Technologien wie Cloud-Computing und Blockchain. Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus erwirtschaften heute den Großteil ihres Umsatzes mit dem Vertrieb von Produkten und industrienahen Services. Kurz- bis mittelfristig findet eine Erweiterung des Produktportfolios um ein abgestimmtes Software- und Digitalgeschäft statt. Langfristig werden die Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus gar den substantiellen Anteil ihres Umsatzes mit dem Lösungs- und/oder Plattformgeschäft erzielen. Ein Lösungsansatz liefern dabei Wertschöpfungsnetzwerke: Komplexe industrielle Produkt-Service-Systeme und damit servicezentrierte Geschäftsmodelle treten in das Zentrum der Wertschöpfung. Die Komplexität erfordert die Bündelung unterschiedlichster Akteure (bspw. die Einbindung von industriellen- aber auch IT-Dienstleistern), welche ihre Leistungskomponenten – basierend auf ihren Kernkompetenzen – im Rahmen eines Wertschöpfungsnetzwerks einbringen.
Der LFO entwickelt hierfür im Rahmen unterschiedlicher Forschungsprojekte u.a. neue Methoden zur Entwicklung hybrider Dienstleistungen im Kontext einer Smart Maintenance. Dabei werden die Herausforderungen im Zuge steigender Komplexität von Produktionssystemen sowie insbesondere die zunehmende Dienstleistungsorientierung im Anlagen- und Maschinenbau untersucht. Im Fokus steht der Umgang mit Informationen, dem Technologieeinsatz und der Erarbeitung von Methoden die eine Transformation von konventionellen Geschäftsmodellen ermöglichen. Weiter ist der LFO federführend bei der Entwicklung einer Kollaborationsplattform für den industriellen 3D-Druck, um insbesondere im Bereich Instandhaltung neue Prozesse und Prinzipien in Wertschöpfungsnetzwerken zu untersuchen. Auch im Rahmen sogenannter Transferprojekte arbeitet der LFO eng mit mittelständischen Unternehmen zusammen, um die Entwicklung innovativer Dienstleistungen voranzutreiben, oder auf Basis von Retro-Fit-Maßnahmen die Prozess- und Servicequalität zu verbessern.
Wie diese Dienstleistungen sowie entsprechende Geschäftsmodelle im Kontext der Instandhaltung entwickelt und umgesetzt werden können, wird den Studierenden am LFO durch die neu ausgerichtete Lehrveranstaltung Instandhaltungs- und Servicemanagement vermittelt.